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Chicagomarathon - Team "Grobbi" mittendrin

24.10.2022

Die Corona- Pandemie hat die Welt verändert und davon waren auch die kleinen und großen Laufveranstaltungen betroffen. Zweimal mussten wir unseren Start verschieben, da in der Zeit der COVID-19-Pandemie eine Reise nach Chicago nicht möglich war.  Am 9.10.2022 war es so weit, wir waren in Chicago, um den Marathon zu laufen. Chicago, eine Stadt am Südwestufer des Michigansees im Bundesstaat Illinois in den Vereinigten Staaten von Amerika, hat 2.7 Millionen Einwohner und ist damit die drittgrößte Stadt der USA. Am 12. August 1833 wurde Chicago offiziell gegründet.Vor der Stadtgründung, am Anfang des 19. Jahrhunderts, lebten bereits die Algonkin-Stämme auf dem Gebiet am heutigen Chicago River. Der Name der Stadt stammt aus dieser Zeit und leitet sich von dem Wort der Potawami-Indianer „Checagou“ ab.   Das bedeutet soviel wie „stinkende Zwiebel“. Der Grund war der wildwachsende Knoblauch, der sich rings um die Ufergebiete des Chicago Rivers angesiedelt hatte und aufgrund des guten Klimas dort hervorragend gedieh.
Der Chicago-Marathon gehört zu den 
größten Marathons in den USA und ist Teil der World Marathon Majors Serie. Das ist ein Zusammenschluss der sechs größten und renommiertesten Marathons der Welt. Dazu gehören neben Chicago die Rennen in Berlin, New York, Boston, Tokio, London. Jedes Jahr reisen zehntausende Läufer nach Chicago, um der Six-Stars Medaille ein Stück näher zu kommen. Bei uns war es nach Berlin, New York und London der vierte Marathon bei einem der Majors.
Am Vortag des Marathons fand  der „Chicago International 5K  statt. Um ein Laufgefühl für Chicago zu bekommen, nahmen wir am 5 Kilometer-Lauf teil, der immer am Samstag vor dem Marathon in der Innenstadt stattfindet. Wir wurden mit einer schicken Medaille und einer schönen warmen Mütze im Chicago-Design belohnt.Chicago wird auch „Windy City“ genannt, weil oft ein frischer Wind vom Michigansee her weht. Am Morgen unseres Marathontages, war der Himmel stahlblau und vom Wind war kaum etwas zu spüren. Die Temperatur lag bei 7 Grad und sollte im Laufe des Tages auf 20 Grad ansteigen. Wir hatten optimale Bedingungen. Zur Eröffnung der Veranstaltung wurde Musik gespielt und die Eliteläufer wurden unter großem Applaus vorgestellt. Dann folgte die Nationalhymne von Amerika. Tausende Läufer lauschten andächtig und bei mir löste diese emotional gesungene Hymne  das erste Mal an diesem Tag einen Gänsehautmoment aus. Dann wurden die Sekunden bis zum Start durchgezählt und es ging los.
Stefan startete in der ersten Welle und passierte die Startlinie um 7.45 Uhr und ich folgte ihm in der zweiten Welle und startete um 8.15 Uhr. Der Kurs des Chicago-Marathon gilt als superschnell, weil die
gesamte Strecke sehr eben ist und ein Höhenprofil von 89 m aufweist. Der Berlin-Marathon konkurriert mit dem Chicago-Marathon, weil beide Strecken immer wieder für Weltrekorde und persönliche Bestzeiten verantwortlich sind. Der Start und das Ziel befinden sich beide auf dem Columbus Drive im Grant-Park , die etwa 1 km auseinander liegen.  Der Lauf ist kein klassischer Rundkurs. Die erste Hälfte des Marathons führt gegen den Uhrzeigersinn zunächst in Richtung Norden, vorbei an dem Zoo, dem Botanischen Garten und durch den Lincoln Park. Danach geht es wieder zurück zwischen den Hochhäusern von Downtown.  Die Hochhausskyline von Chicago war fantastisch anzusehen, denn die Wolkenkratzer schillerten, von der Sonne angestrahlt, in verschiedenen Farben. Auf der Höhe der Startlinie, ein paar Blocks nach Süden versetzt, befand sich die Halbmarathonmarke. Die zweite Hälfte der Strecke führte erst in Richtung Westen, dann in südlicher Richtung weiter. Es ging vorbei an die University of Illinois Chicago und die Stadtteile Little Italy, Pilsen, Chinatown werden durchlaufen. Anschließend geht es auf der Michigan Avenue in Richtung Norden zum Ziel im Grand Park. Die ganze Strecke wurde fast immer von euphorisch jubelnden Zuschauern gesäumt. Familien, singende Kirchgemeinden, Sportvereine und Charityorganisationen, alle standen dicht an dicht und feuerten die Läufer an. Auf Bühnen am Straßenrand wurde getanzt und gesungen. Soundsysteme sorgten mit unterschiedlicher Musik für gute Stimmung und Motivation. Absolut großartig war die Verpflegung. Geschätzt alle 3 Kilometer gab es Versorgungspunkte, an denen wir mit Wasser und Isogetränken versorgt wurden. Die Betreuer hatten immer wieder lobende Worte für die Läufer. Und so erreichten wir das Ziel. Stefan, der sich vorgenommen hatte, die Qualifikationszeit für den Boston-Marathon zu erlaufen, konnte sich zwei Kilometer vor dem Ziel noch richtig Zeit lassen, die Atmosphäre zu genießen und bereits seinen Erfolg auf den letzten Meter zum Ziel zu feiern. Mit einer Zeit von 3:25:34 Stunden  erreichte er das Ziel und überquerte die Ziellinie im Grant-Park. Ich hatte mir vorgenommen, den Marathon zu schaffen und musste schon aufgrund von schwindenden Kräften bei der Hälfte etwas Tempo herausnehmen. Außerdem plagte mich ein zunehmendes Hungergefühl. Hatte ich noch vor ein paar Kilometern nicht in die Donat Packung eines Zuschauers gegriffen, verfluchte ich mich jetzt dafür. Ich überlegte schon einen Abstecher in eine Tankstelle zu machen, und mein Taxigeld für alle Fälle zu nutzen, um mir etwas Eßbares  zu kaufen. Aber dann stand plötzlich eine Frau (mein rettender Engel), die tütenweise Salzbrezel anbot, vor mir. Die alte Läuferregel, nie etwas Eßbares von Zuschauern anzunehmen, war vergessen. Die Salzbrezel verspeiste ich am nächsten Versorgungspunkt und gestärkt ging es weiter. Ich kämpfte mich ins Ziel, überglücklich und voller Emotionen erreichte ich das Ziel nach 4:52:47 Stunden. Mein Glück war perfekt als ich Stefan am Buckingham-Brunnen in die Arme schließen konnte. Die Sieger und wirklichen Helden des Tages waren Benson Kipruto, ein Athlet aus Kenia, der den Marathon mit einer Zeit von 2:04:25 Stunden gewann und Ruth Chepngetisch, die Titelverteidigerin des letzten Jahres. Sie sorgte für das Highlight der Veranstaltung. Sie wiederholte nicht nur ihren Vorjahressieg, mit mehr als 4 Minuten Verbesserung ihren Zeit, sondern sie lief bis 10 km  vor dem Ziel auf Weltrekordkurs. Leider konnte sie ihr Tempo auf den letzten Kilometern nicht halten und erreichte das Ziel in einer Zeit von 2:14:18 Stunden, es fehlten nur 14 Sekunden zum aktuellen Weltrekord. Der Chicago Marathon ist ein Spitzenereignis für Anfänger bis hin zu Eliteläufern. Über 45.000 Teilnehmer aus mehr als 100 verschiedenen Ländern sind diesen Marathon gelaufen und haben sich von den Zuschauern feiern und bis zum Ziellinie anfeuern lassen. Es war für uns ein fantastisches Erlebnis.

Petra Grobbecker

 

Bild zur Meldung: Chicagomarathon - Team "Grobbi" mittendrin